Die Weihnachtszeit: psychosoziale Belastung?!
Die Weihnachts-Atmosphäre oder das, was man sich darunter vorzustellen pflegt, geht ja für gewöhlich mit einer eigenen Gemütsbelastung einher, gewollt, wenn nicht gar (werbepsychologisch) gesteuert. Das hat seine guten wie problematischen Seiten.
So unterschätzt man gerne die zwischenmenschliche Belastung der Weihnachtszeit. Oft sieht man sich nämlich das ganze Jahr nicht, kommt aber wenigstens an Weihnachten „nach Hause“. Und das wird zum Stress eigener Art.
Weihnachten als Überforderung: Erwartungen an die Familienharmonie, an Ruhe, Entspannung oder Festlichkeit, treffen auf Küchendienst, verunglückte Geschenke, das zweifellos vergebliche Bemühen, es allen recht zu machen, den kaum unterdrückbaren Wunsch nach einer Art Weihnachtsglücks-Empfinden der Kindheit.
Das alles ist wohl eine schlichte Überforderung für einen Durchschnittsmenschen (Dorothee Hess-Maier). |
Nach der ersten Euphorie („wie schön, Dich wieder zu sehen“) wird es einerseits räumlich und andererseits „psychologisch“ immer enger.
Was aber tatsächlich zum Problem werden kann bzw. oft genug wird: Jetzt kommen alte, in der Regel ungelöste Konflikte wieder zum Vorschein oder brechen gar eruptiv durch. Das wäre an sich nicht falsch, wenn man sie tatsächlich austragen würde, selbst an Weihnachten. Doch jetzt droht das zweite Problem: der weihnachtliche Zwang zum „friedvollen Miteinander“, zu Liebe, Freude, Besinnlichkeit, Gemütlichkeit u. a., also eine mehr oder weniger demonstrative Gefühlswelt bzw. Fassade. Manche bezeichnen es sogar als „erzwungenen häuslichen Frieden“, wenn nicht gar als „weihnachtlichen Waffenstillstand“.
Weihnachten, eine Zeit der Stille und Besinnung, bis jemand auf die Idee kam, dass Geschenke sein müssen (alter Sinnspruch). |
Dazu kommen die sonstigen Stress-Faktoren wie Einkaufen, Geschenke machen und erhalten, die bekannte Extrembelastung der Hausfrau zur Weihnachtszeit u. a.
Was macht nun die „Stille Nacht, Heilige Nacht“ vielerorts und jedes Jahr wieder zum Krisenfest? Einzelheiten dazu siehe der Kasten mit den wichtigsten Gründen drohender Disharmonie.
Was macht Weihnachten so belastend?
Eine Umfrage im Auftrag der Zeitschrift chrismon durch das Meinungsforschungsinstitut Emnid ergab 2001 folgende Gründe (Mehrfachnennungen möglich):
Nach chrismon 12 (2001) 10 |
Was kann man tun?
Das ist eine Frage, die sich jede Weihnachten stellt, anschließend wieder in Vergessenheit gerät und zwölf Monate später erneut an Aktualität gewinnt. Dabei ist die Antwort immer gleich:
- Auf der rein vegetativen Seite sich in Essen und (Alkohol-)Trinken bescheiden.
- Dafür mehr Bewegung, also der tägliche „Gesundmarsch“, am besten in freier Natur und möglichst bei Tageslicht. Letzteres ist vor allem in der dunklen Jahreszeit besonders wichtig, hilft es doch depressive Verstimmungen und Angststörungen zu lindern, wenn nicht gar zu vermeiden.
- Schließlich sich rechtzeitig dem z. T. extrem hohen Reizpegel von allen Seiten zu entziehen versuchen: Licht, Lärm, Menschenmengen, Warenangebote, Zerstreuungsmöglichkeiten u. a.
- sich dafür wieder auf kleine Dinge konzentrieren, so genannte Banalitäten in jeglicher Form, die man bisher übersehen hat.
- Und durchaus wieder Zufriedenheit, Freundlichkeit, echte Gemütswärme, Zuhören, ja Lachen trainieren.
- Und natürlich wie konnte ich es vergessen, erstellen sie sich ihr persönliches „Glücks-Konzept“
Quelle: psychosoziale-gesundheit.net